KUNSTWISSENSCHAFTLER- UND KUNSTKRITIKERVERBAND e.V. BERLIN
Die mittelalterlichen Dorfkirchen
des nordostdeutschen
Expansionsgebietes
zwischen Fläming und
Ostsee
Ein Handbuch
Zum
Geleit
Das vorliegende „Handbuch“ war
ursprünglich - worauf schon der Titel schließen läßt -
für die Drucklegung vorgesehen. Verschiedene Umstände haben Anlaß gegeben,
diese Absicht fallen zu lassen und der CD-ROM als Trägermedium den Vorzug zu
geben. Dabei wurde wert darauf gelegt, die technischen Veränderungen auf ein
Mindestmaß zu beschränken und die Struktur so einfach wie möglich zu halten.
Den Hauptteil bilden die Texte zu den einzelnen Objekten und die separat
gespeicherten Bilder. Der Zugang erfolgt grundsätzlich vom Inhaltsverzeichnis
aus, das zwei Wege zu den Texten anbietet. Zum einen ist von dort aus ein
Register der - nach dem Alphabet geordneten - Kreise erreichbar, wo durch
Anklicken des gewünschten Kreisnamens die jeweilige Datei geöffnet werden kann,
in der die Texte sämtlicher zum Kreisgebiet gehörenden Objekte enthalten sind.
Analog erfolgt der Zugang zu den Texten über ein zweites Register, worin die
Orte in ihrer alphabetischen Reihenfolge aufgeführt sind. Innerhalb der
geöffneten Textdatei ist die Suche durch Blättern oder separate Suchfunktionen
fortzusetzen. Durch Anklicken des jeweiligen Ortsnamens werden die zugehörigen
Bilddateien geöffnet. Da sämtliche Register in Textformaten ausgeführt sind,
lassen sich auch hier die üblichen Suchfunktionen anwenden. Allerdings ist darauf
zu achten, daß partiell auch städtische Architektur in dieses Handbuch
aufgenommen wurde, so daß einige Ortsnamen - wie beispielsweise Angermünde,
Prenzlau und Röbel - auch als Benennung von Kreisen erscheinen. Aus den
Textdateien erfolgt durch Anklicken des Titels stets die Rückkehr in das
Register, von woraus durch Wiederholung dieser Operation das Inhaltsverzeichnis
erreichbar ist.
Im Ortsregister werden die
Orte durch Hinweise zur Landes- und Kreiszugehörigkeit ergänzt; analog ist im
Register der Kreise verfahren worden, wo die jeweiligen Landesbezeichnungen als
Beifügung erscheinen. Bei der Suche im Ortsregister ist darauf zu achten, daß
auch solche Ortsnamen erscheinen, die inzwischen durch andere ersetzt wurden.
Technische Probleme ließen entsprechende Hinweise innerhalb des Registers nicht
zu. Der Zugang zu den Textdateien ist jedoch von allen verzeichneten Namen aus
möglich. Innerhalb der Textdateien sind die entsprechenden Verweise aufgeführt.
Diese Mehrfachbenennungen betreffen insgesamt neun Ortschaften:
Alt Gaarz - Rerik (Krs. Bad
Doberan)
Brunshaupten - Kühlungsborn (Krs. Bad Doberan)
Dalldorf - Wittenau (Berlin)
Giesensdorf - Lichterfelde (Berlin)
Hindenburg - Lindenhagen (Krs. Prenzlau)
Lietzow - Charlottenburg (Berlin)
Quilitz - Marxwalde (Krs. Seelow)
Quilitz - Neuhardenberg (Krs. Seelow)
Rixdorf - Neukölln (Berlin)
Rosenfelde - Friedrichsfelde (Berlin)
Grundlage dieses Handbuches
ist eine Sammlung, die hauptsächlich in der Zeit zwischen 1987 und 1993
entstand. Sie umfaßt das Territorium der ehemaligen Bezirke Rostock, Schwerin,
Neubrandenburg, Potsdam und Frankfurt/Oder der DDR, sowie beider Teile Berlins.
Von Anbeginn wurde der Gedanke verfolgt, das gewonnene Material zu einem
Handbuch zu verarbeiten, da sich die vorliegende Literatur als nicht
ausreichend erwiesen hat. Ihre hauptsächlichen Schwächen liegen in der enormen
Lückenhaftigkeit. Entweder behandeln sie nur ausgewählte Objekte, oder die
Beschreibungsmodi lassen zu wünschen übrig. Die unzureichenden Kommentare erklärt
sich daraus, daß es sich jeweils um allgemeine Nachschlagewerke handelt, die
den gesamten Denkmalsbestand innerhalb des jeweiligen Territoriums erfassen,
ohne auf Besonderheiten eingehen zu wollen. So nützlich dieses Anliegen auch
einerseits sein mag, für spezielle Forschungen erweist es sich hingegen als
nachteilig, insofern sie nicht in der Lage sind, beispielsweise die Spezifik
der Dorfkirchen als eine Art Massenarchitektur zu berücksichtigen. Die
territoriale Ausbreitung von Typen konnten damit ebenso wenig dargestellt
werden wie Stilentwicklungen, Stilkollisionen und verwandtschaftliche
Beziehungen. Neben diesen für die Territorialforschung unerläßlichen Daten
fehlte es vor allem brauchbaren Angaben über inzwischen eingetretene bauliche
Veränderungen, derer es zur Rekonstruktion ursprünglicher Zustände unbedingt
bedarf, ohne die sich stilistische und historische Zusammenhänge nicht
nachweisen lassen.
Den genannten Mängeln Abhilfe
zu schaffen, soll das Anliegen dieses Handbuches sein. Allerdings ist
einzuschränken, daß diesem Versuch von Anbeginn bestimmte Grenzen gesetzt
waren. Immerhin beläuft sich der erfaßte Gesamtbestand auf annähernd 1.400
Objekte. Technische und zeitliche Probleme waren es in erster Linie, die es
notwendig machten, sich weitgehend auf die Außenarchitektur zu beschränken.
Gemildert wird dieser Nachteil jedoch dadurch, daß der überwiegende Teil der
Dorfkirchen, vor allem in Brandenburg, flach gedeckt ist, so daß
stilspezifische Strukturen der Innenräume nicht gegeben sind. Für Mecklenburg
dagegen ist die Materiallage deutlich günstiger - die Kreise Doberan und
Rostock liegen hier komplett mit Außen- und Innenaufnahmen vor. Und wo sie
unvollständig geblieben ist, haben sich die topographischen Nachschlagewerke
als sehr nützlich erwiesen
Das von der Sammlung erfaßte
Territorium ist nicht nur von einer augenfälligen Größe, sondern zeichnet sich
darüber hinaus durch eine historische und schließlich auch
architektonisch-stilistische Differenziertheit aus, die auf die Gestaltung des
vorliegenden Handbuches nicht ohne Einfluß bleiben konnte. Eine bloße
statistische Reihung schloß sich daher von selbst aus. Die Spezifik der
Dorfkirchenarchitektur in den Vordergrund zu stellen, bedeutete zwangsläufig,
auf die territorial-historischen Besonderheiten einzugehen. Die
verwaltungspolitische Gliederung der DDR entsprach diesem Anliegen nur
ungenügend, so daß von vornherein eine Dreiteilung des Handbuches gemäß den
Ländern Mecklenburg, Vorpommern und Brandenburg vorgesehen war - jedoch nach
dem Stand von 1918, da dieser den Gegebenheiten zum Ausgang des Mittelalters
wesentlich näher kommt, als die gegenwärtige Ländergliederung. Der Gedanke,
innerhalb der Länder der aktuellen Kreiseinteilung zu folgen, wurde gar nicht
erst aufgenommen.
Die Materialsammlung ist
verständlicherweise von Anbeginn nach der DDR-Topographie aufgebaut worden, was
nicht nur den territorialen Gegebenheiten, sondern auch der lexikalischen
Literatur entsprach. Eine generelle Überarbeitung wäre mit einem Aufwand
verbunden, der wenig angemessen erscheint. Außerdem wäre es fraglich, ob der
Aufwand durch das Ergebnis gerechtfertigt wird. Neben der erheblichen
Vergrößerung der Kreisgebiete, in deren Folge der jeweilige Bestand
topographisch unübersichtlich geworden ist, sind auch die Benennungen häufig so
nichtssagend, daß es stets noch einer genaueren Bezeichnung bedürfte. Die
Gliederung der DDR hat sich insofern als deutlich vorteilhafter erwiesen, als
zum einen die Kreisgebiete kleiner und mithin übersichtlicher sind, und zum anderen
mit der Benennung der Kreise nach ihren Kreisstädten von vornherein ein
Vorstellung von ihrer Lage innerhalb des Gesamtterritoriums vermittelt wird,
weshalb sie auch hier beibehalten bleiben soll - allerdings unter Verzicht auf
die Bezirke. Schließlich ist zu berücksichtigen, daß die Erfassung und Aufnahme
der Objekte entsprechend der Kreisgliederung des Territoriums erfolgte, wodurch
zwischen den Befunden und Beschreibungen bestimmte zeitliche Zusammenhänge
bestehen: es sind nicht nur die Kirchen eines Kreises gleichzeitig aufgenommen
worden, sondern die beschreibenden Texte beziehen sich auf einen Zustand, der
zum Zeitpunkt der Aufnahme gegeben war. Für die Nutzung des Handbuches ist
dieser Aspekt von einer nicht zu unterschätzenden Bedeutung, weshalb sich schon
von daher die „topographische Modernisierung" von selbst erübrigte.
Verschiedentlich kann es
passieren, daß der Bestand eines Kreises nur teilweise dargestellt wird, bzw.
Kreise mehrfach erscheinen. Die Ursachen liegen darin, daß ihre Territorien
verschiedenen Ländern zugehören. So erscheint der Kreis Ribnitz-Damgarten als
Kreis Ribnitz in Mecklenburg und als Kreis Damgarten in Vorpommern. Der Kreis
Altentreptow ist sowohl unter Mecklenburg als auch unter Vorpommern aufgeführt.
In gleicher Weise wird mit den Kreisen Strasburg (Mecklenburg/Brandenburg),
Pasewalk (Vorpommern/Brandenburg) und Angermünde (Brandenburg/ Vorpommern)
verfahren.
Bei der örtlichen Zuordnung
der Objekte ist grundsätzlich davon ausgegangen worden, daß es sich bei diesem
Handbuch um ein kunsthistorisches Nachschlagewerk und nicht um ein kommunales
Ortsregister handelt, wie in anderen Fällen praktiziert. Um solchen Unfug zu
vermeiden, wie er im „Dehio" ständig passiert, daß beispielsweise im Kreis
Wismar drei verschiedene Objekt - Gressow, Proseken und Weitendorf - unter
„Gägelow" erscheinen, wo hingegen überhaupt keine Kirche steht, oder
Zahren unter Ankershagen nachzuschlagen ist, und man auch sonst den feinen
Unterschied zwischen kunsthistorisch-topographischen Nachschlagewerk und
verwaltungspolitischem Ortsverzeichnis nie recht begriffen zu haben scheint,
werden hier alle Objekte unter ihrem tatsächlichen Standort geführt. Dabei ist
zu beachten, daß der Standort stets mit seinem individuellen Eigennamen
bezeichnet wird und Zusätze, wie Groß-, Klein-, Kirch- etc., nachgestellt
werden. So wird beispielsweise „Kirch Baggendorf" unter „Baggendorf,
Kirch-“ geführt.
Die beschreibenden Texte
orientieren sich im wesentlichen am überlieferten Zustand, verweisen jedoch
stets auf erkennbare Bauspuren der ursprünglichen Planung. Merkmale, die eine
Zuordnung zu bestimmten Typen und somit die Darstellung topographischer
Gesamtzusammenhänge ermöglichen, werden im Schriftbild herausgehoben. Nur dort,
wo es notwendig und möglich ist, werden Bauspuren gesondert beschrieben, um
stilistische ebenso wie funktionale Besonderheiten und Zusammenhänge
eingehender zu behandeln. Nachmittelalterliche Veränderungen werden in ihren
zeitlichen Zusammenhängen gesondert aufgelistet. Allerdings ist auch in diesem
Zusammenhang die Einschränkung geltend zu machen, daß die tatsächlichen
Zustände vielfach recht enge Grenzen setzen, weshalb auch hier Kompromisse
unumgänglich sind. Da die Architektur grundsätzlich im Vordergrund steht,
werden Ausstattungen stichpunktartig und nur so weit erwähnt, wie sie im
Raumbild der jeweiligen Kirche eine Rolle spielen. Es kann und soll nicht das
Anliegen sein, der einschlägigen Topographie Konkurrenz zu machen, oder gar die
unmittelbare Lokalforschung zu ersetzen, sondern ihr vielmehr Hilfsmittel sein.
Die Spezifik des Gegenstandes einerseits und die der Sprache andererseits hat
zu der Notwendigkeit geführt, einen bestimmten „Beschreibungsalgoritmus"
zu entwickeln, der aber - wie der Leser leicht merken wird - selbst bestimmten Wandlungen
unterworfen war. Der Charakter der vorliegenden Arbeit als lexikalisches Werk
bringt es mit sich, daß gelegentlich, wie beispielsweise im Fall der
Pfarrkirche zu Strausberg, noch einmal gesondert auf architekturhistorische
Eigenheiten und Auffassungen eingegangen wird, die bereits in allgemeinerer
Form im Vorwort abgehandelt wurden.
Bestreben des Verfassers war
es, den Bestand möglichst vollständig zu aufzunehmen. Allerdings sind immer die
Bestrebungen das eine und die Möglichkeiten das andere. Nachdem die
Erfassungsarbeiten 1993 abgeschlossen waren, stellte sich mit dem Erscheinen
der Topographie
„Vorpommerschen
Küstenregion" 1995 das Fehlen von immerhin sechs Objekten im erfaßten
Bestand heraus. Inzwischen ist der Mangel behoben. Und so weit es das Gebiet
der Bezirke Rostock, Neubrandenburg, Potsdam und Frankfurt/Oder, sowie Berlin,
betrifft, sind fehlende Objekte auch kaum noch zu erwarten. Für den Bezirk
Schwerin stand allerdings nur der „Dehio" zur Verfügung, der sich
insgesamt als recht lückenhaft erwiesen hat - es sind zahlreiche Objekte
überhaupt nicht verzeichnet, die von mir teilweise nur durch Zufall entdeckt
wurden: z.B. die Dorfkirchen zu Drechow (Krs. Stralsund) und Boberow (Krs.
Perleberg). Insofern können also Erfassungslücken nicht grundsätzlich
ausgeschlossen werden. Darüber hinaus erweisen sich Beschreibungen immer wieder
als unbrauchbar. Wenn man beispielsweise über die Dorfkirche zu Buchholz (Krs.
Schwerin), die sinnigerweise unter „Rubow" geführt wird, nicht mehr zu sagen
hat, als:
„... flachgedeckter
Backsteinbau mit 5 seitigem Ostschluß, spätgot; Strebepfeiler. 1869 durch
Errichtung eines WTurmes und Erweiterung der Fenster und Portale verändert (was
übrigens nicht stimmt, so weit es die Fenster und Portale betrifft - d.V). - In
den Chorfenstern vier Wappenscheiben, 2 dat. 1580....."
kann sich der Leser die
tatsächliche Problemlage wenigstens ungefähr vorstellen. Mir bleibt daher nur,
zu versichern, das ich mein bestes tun werde - die Kunst, über den eigenen
Schatten zu springen, ist allerdings auch mir nicht gegeben.
Rolf Bullerjahn / Berlin, im
Oktober 1996
Hrsg.: Rolf Bullerjahn und Hans-Jörg
Schirmbeck; CD im HTML Format zum Preis von EUR 35,- plus Versandkosten
Gedruckte Fassungen (Spiralbindung ) auch einzelner Kreise oder Städte und
Gemeinden - auf Anfrage.
ISBN 3-931640-46-9 Bestellung hajoschi@yahoo.com
Copyright by k-k-v e.V. Verlag, Berlin
1999/2001/2003/2004 und bei den Autoren. Für Hinweise auf etwaige Veränderungen
oder Zusätze sind wir Ihnen dankbar. Weitergehende Informationen - über die
Arbeit des Kunstwissenschaftler- und Kunstkritiker-Verband e.V., weitere
Angebote und Erweiterungen des vorliegenden Materials - erhalten Sie auf den
Seiten: http://www.schirmbeck-berlin.de/kkv.html
Zu beziehen über: kkv e.V. Berlin, Tel.: ü.
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